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Naturdarstellungen


Getreide

 

Kat. 39. Quadrans des Domitian (84-85 n. Chr.).

 

Ein pflanzliches Element, das oft auf römischen Münzen zu finden ist, ist die Kornähre. Auf unserem Münzbild sieht man mehrere davon aus einem Korb ragen. Es handelt sich hier nicht um ein nettes Trockenblumenarrangement, sondern stand als Symbol für eine der wichtigsten Aufgaben des Kaisers: Die Versorgung der stadtrömischen Bevölkerung mit Getreide (cura annonae). In der Kaiserzeit hatte Rom wahrscheinlich über eine Million Einwohner. Die größten Getreidelieferanten waren die Provinzen Sizilien, Afrika und Ägypten. Die kaiserliche Verwaltung hatte sicherzustellen, dass diese Versorgung reibungslos funktionierte und dass die Getreidepreise in Rom stabil und niedrig blieben. Aufstände wegen zu hoher Brotpreise gab es schon in der Antike. In Rom waren große Teile der Bevölkerung (plebs frumentaria) zudem empfangsberechtigt für kostenloses Getreide. Die Getreideversorgung sicherte dem Kaiser den Frieden in der Stadt, aber auch die Gefolgschaft eben dieser von ihm abhängigen Untertanen. Der Korb auf unserer Münze (Kat. 39) soll wohl das Hohlmaß andeuten, das die Menge des zu erhaltenen Getreides definierte (modius, ca. 8,64 l). Die auf der Vorderseite der Münze dargestellte Göttin passt ausgezeichnet zum Rückseitenbild: Es handelt sich um Ceres, die Göttin der Fruchtbarkeit und des Ackerbaus. Mit dem Quadrans, der als Kleingeld fungierte, erreichte man gut die anvisierte Zielgruppe der Empfangsberechtigten für kostenloses Getreide.

Zusatzinfo: In der Republik waren die Ädilen für die cura annonae zuständig, seit Augustus ein von Kaiser eingesetzter praefectus annonae.