eMuseum

Naturdarstellungen


Göttliche Vogelwelt

 

Kat. 26. Sesterz des Marc Aurel (169 n. Chr.).

Kat. 27. Doppeldenar des Valerian für Diva Mariniana (254 n. Chr.).

 

Der Adler war das Symboltier des Göttervaters Jupiter. Einer der größten und majestätischsten Vögel Europas passte einfach zum obersten Gott der Römer. Dem Adler entsprach bei Juno, Jupiters Gattin, der Pfau. Beide Vögel dienten auch als Mittler zwischen der göttlichen und der menschlichen Welt, gewissermaßen als Boten ihrer Gottheiten. In der Münzprägung tauchen beide Vögel oft im Zusammenhang mit der Konsekration eines Mitglieds der Kaiserfamilie auf (Apotheose, Divinisierung). Das bedeutet, er oder sie wurde auf Senatsbeschluss vergöttlicht und unter die Götter aufgenommen und bekam einen eigenen Kult mit eigenem Tempel und eigener Priesterschaft. Für die Hinterbliebenen, in der Regel der amtierende Kaiser oder der nachfolgende neue Kaiser, war es von Vorteil, von nun an mit einer Gottheit verwandt zu sein.

Wurde der Leichnam des künftigen Divus / der künftigen Diva auf einem Scheiterhaufen verbrannt, ließ man während der Zeremonie einen Adler frei, der symbolisch die Seele des/der Verstorbenen in den Himmel zu den Göttern trug. Dieser "Transport" zu den Göttern wurde auf Münzen durch einen Adler (für Männer) oder einen Pfau (für Frauen) kommuniziert. Dies geschah entweder durch die schlichte Darstellung des jeweiligen Tieres mit der Legende CONSECRATIO, wie bei unseren Beispielen für den auf der Vorderseite abgebildeten Divus Lucius Verus, Mitkaiser des Marc Aurel (Kat. 26), oder dadurch, dass die Seele der/des Verstorbenen auf dem Tier gen Himmel ritt, wie auf einer Münze für Egnatia Mariniana (Kat. 27), die Frau von Kaiser Valerian und Mutter des Kaisers Gallienus.