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Porträts


Darf’s auch etwas mehr sein?

 

Kat. 16. Denar des Nero (65-66 n. Chr.).

 

Erst Nero brach mit dem von Augustus vorgegeben Stil. Neros Porträt ist eindeutig korpulenter gestaltet: Gesicht, Hals und auch Schultern wirken deutlich fleischiger, die Augen versinken geradezu. Auch die Haargestaltung hat sich verändert: Die Haare fallen im Nacken länger und mit mehr Volumen, in der Stirn reihen sich sog. Sichellocken (Kat. 16). Es handelt sich wahrscheinlich um eine zeitgenössische Luxusfrisur. Neros Regierungszeit zeichnete sich durch eine deutliche Hinwendung zu den schönen Künsten aus. Er förderte Spiele, Theater und Künstler und dilettierte selbst als Dichter und Sänger. Die Muße und der Luxus, die die römische Oberschicht sonst abgeschieden auf ihren Villen genoss, wurden von ihm an den Hof und in die Öffentlichkeit transportiert. Obwohl seine Mitmenschen dies eher irritiert aufnahmen, da dieser öffentlich zur Schau gestellte Prunk in der allgemeinen Auffassung nicht statthaft war, versuchte Nero seine Hinwendung zum Luxus und zu leiblichen Genüssen auch in seinem Porträt positiv zu konnotieren.

Zusatzinfo: Möglicherweise war Neros Porträt auch ein Rückgriff auf ptolemäische Königsporträts des Hellenismus. Die Ptolemäer stellten sich demonstrativ wohlgenährt und prunkvoll dar. Dies war eine Demonstration ihrer Nähe zum Gott des Weines und der Fruchtbarkeit Dionysos und der damit einhergehenden Fülle und des Überflusses im eigenen Reich. Diese Darstellung bezeichnete man als Tryphe.