eMuseum

Naturdarstellungen


Mythische Vergangenheit

 

Kat. 23. Aureus des Domitian (77-78 n. Chr.).

Kat. 24. As des Antoninus Pius (143-144 n. Chr.).

 

Eine der beliebtesten Tierdarstellungen in der römischen Münzprägung war die römische Wölfin (lupa romana) mit den Zwillingen Romulus und Remus (Kat. 23). Das Motiv wurde schon in der Römischen Republik vielfach aufgegriffen und wurde auch in der Kaiserzeit immer wieder geprägt. Es zeigt, wie die beiden ausgesetzten Zwillinge Romulus und Remus von einer Wölfin gesäugt wurden, die den Kleinkindern so das Leben rettete. Diese Episode ist grundlegend für die spätere Gründung der Stadt Rom durch Romulus. Die Prägung dieses Motivs gab den jeweiligen Kaisern (hier Vespasian) die Möglichkeit ihre starke Verbundenheit mit der Stadt Rom zu dokumentieren, bei der auch deren lange und erfolgreiche Geschichte miteinbezogen wurde. Gerade dieses Gedenken konnte auch als Zeichen von pietas, dem pflichtgemäßen Verhalten (Kat. 52, Kat. 53) interpretiert werden, da damit die Verehrung der Vorfahren und der Stadtgründer ausgedrückt wurde.

Einen größeren Schritt in die Vergangenheit machte Antoninus Pius und griff eine Vielzahl von Episoden der römischen Frühzeit auf. Auch Aeneas, der als mythischer Stammvater der Römer galt, wurde von ihm bedacht. Aeneas fand nach der Zerstörung Trojas mit seinen Getreuen in Latium eine neue Heimat. Ihm wurde geweissagt, dass er an dem Ort, an dem eine Sau ihre Ferkel säugt, eine Stadt gründen solle. Eben diese Sau ist auf unserem Münzbild zu sehen (Kat. 24). Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Hadrian (Kat. 18, Kat. 34) verließ Antoninus Pius während seiner Herrschaft Italien nicht und zeigte damit zugleich seine Verbundenheit und Nähe zur römischen Bevölkerung und dem Senat. Auch in der Münzprägung verdeutlichte er mit der Reihe von Motiven aus der römischen Frühzeit die besondere Stellung Roms und seine eigene enge Beziehung zur Hauptstadt des Imperiums.

Zusatzinfo: Nach der geläufigsten Variante der Sage (Vergils Aeneis) war Aeneas der Sohn der Göttin Venus und des Trojaners Anchises. Er kämpfte im Trojanischen Krieg auf Seiten der Trojaner und floh mit einer Gruppe Trojanern nach der Einnahme der Stadt. Nach mehrjähriger Irrfahrt durch den Mittelmeerraum gelangte er schließlich nach Latium in Italien, wie es ihm ein Orakel geweissagt hatte. Nach mehreren Kämpfen gründete er schließlich die Stadt Lavinia. Sein Sohn Ascanius/Iulus gründete später die Stadt Alba Longa, aus deren Königsgeschlecht Generationen später Romulus und Remus entstammten.