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Dynastien


Ausgelöschte Erinnerung

 

Kat. 47. Bronzemünze aus Stratonikeia (209-212 n. Chr.).

 

Auch Caracallas jüngerer Bruder Geta wurde sukzessive zum Nachfolger aufgebaut, jedoch mit deutlichen Verzögerungen und Einschränkungen. Anders als bei Caracalla gab es bei ihm keine Anknüpfung an Marc Aurel. Geta erhielt erst zwischen 197-198 n. Chr. den Titel Caesar und 209 n. Chr. den vollwertigen Kaisertitel Augustus. Erst seitdem wurde er in seinen Porträts mit Lorbeerkranz dargestellt. Zwischen den Brüdern herrschte zeitlebens eine große Konkurrenz. Als beide 211 n. Chr. gemeinsam die Nachfolge ihres verstorbenen Vaters antraten, spitzte sich die Lage zu. Noch im gleichen Jahr ließ Caracalla seinen Bruder Geta ermorden, um Alleinherrscher zu werden. Die Erinnerung an seinen Bruder sollte danach getilgt werden: Denkmäler von Geta wurden zerstört, Erwähnungen in Inschriften ausgeschlagen. Geta verfiel der damnatio memoriae, der "Auslöschung der Erinnerung". Wie das auf Münzen vonstattenging, sieht man an einer Prägung aus der kleinasiatischen Stadt Stratonikeia in der heutigen Türkei (Kat. 47). Die Münze zeigte auf der Vorderseite ursprünglich die gegenübergestellten Büsten des Brüderpaares. Auf der linken Seite kann man noch gut Caracalla erkennen, dort, wo gegenüber Geta dargestellt sein sollte, sind jedoch nur mehr die Spuren des mechanischen Ausradierens zu sehen. Man gab sich offensichtlich große Mühe, die Erinnerung an den Bruder flächendeckend auszulöschen. Zwei Gegenstempel garantierten dafür, dass die bearbeitete Münze auch weiterhin als Zahlungsmittel Gültigkeit hatte.