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Dynastien


Die erste Frau im Staate

 

Kat. 41. Denar des Caracalla für Julia Domna (211-217 n. Chr.).

Kat. 42. Denar des Septimius Severus für Julia Domna (196-211 n. Chr.).

Kat. 43. Denar des Septimius Severus für Julia Domna (196-211 n. Chr.).

 

Schon seit der julisch-claudischen Dynastie wurden weibliche Mitglieder der Kaiserfamilie auf Münzen abgebildet. Bei den Adoptivkaisern wurden die Kaiserinnen zum tragenden Element kaiserlicher Repräsentation. Auch Julia Domna, die zweite Ehefrau von Septimius Severus, war seit Beginn seiner Herrschaft in die kaiserliche Repräsentation eingebunden. Sie war die Tochter eines aus Emesa in Syrien stammenden Aristokraten und die Mutter von Caracalla und Geta, den beiden Söhnen des Kaisers. Auf Münzen wurde sie mit typisch weiblichen Tugenden oder Gottheiten verbunden. Unser Beispiel zeigt die Darstellung der Pudicitia (Kat. 41), in etwa die Personifikation des gesellschaftlich korrekten Verhaltens einer römischen Matrone.

Ganz anders wirkte das zweite Bild (Kat. 42): Es zeigt die an einem Altar opfernde Julia Domna. Die zwei Feldzeichen (signa) im Hintergrund verdeutlichen, dass die Szene in militärischem Umfeld stattfindet. Die Legende MATRI CASTRORVM ("für die Mutter der Heerlager") spielt auf die enge Beziehung der Kaiserin zu den Truppen ihres Mannes, der essenziellen Stütze seiner Herrschaft, an. Die Kaiserin begleitete ihren Mann auch bei seinen Kriegszügen und konnte tatsächlich so vor Ort für die anwesenden Soldaten zu einer Mutterfigur avancieren. Der Titel wurde schon von Marc Aurel für seine Frau Faustina eingeführt, die ebenfalls ihren Mann an der Front besuchte.

Eine Motivneuschöpfung (Kat. 43) zeigt auf der Rückseite eine weibliche Figur, die einem Kind in ihrem Arm die Brust gibt. Sie sitzt dabei auf einem Schiffsbug, der linke Fuß ist auf den Rammsporn eines Schiffes gesetzt. Hinter ihr lehnt ein Steuerruder am Schiff. Die Frau scheint eine Kombination der Göttinnen Isis (Frau mit Kind als Isis lactans) und Fortuna (Steuerruder und Schiff) zu sein. Das Motiv ist jedoch in der Forschung noch nicht vollständig entschlüsselt. Die Legende SAECVLI FELICITAS ("Glückseligkeit des Zeitalters") wird bei anderen Münzen von Marc Aurel und Septimius Severus mit Nachkommenschaft verbunden. Bild und Legende spielen somit auch auf die Mutterrolle der Julia Domna an.