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Hübsch und hässlich


Gegenstempel

 

Kat. 7. As des Augustus (7 v. Chr.).

 

Nicht immer wird beim weiteren Gebrauch der ursprünglichen Ästhetik der Münzen Rechnung getragen: Bei vielen antiken Münzen findet man nachträglich eingeprägte Marken, sog. Gegenstempel. Bei unserem Beispiel (Kat. 7) sieht man eine Münze aus der Zeit des Kaisers Augustus; auf der Vorderseite wurden jedoch zwei Gegenstempel eingeschlagen. Die Buchstaben können als TIB und AVC aufgelöst werden und stehen als Abkürzung für Tiberius bzw. Augustus. Mit den Gegenstempeln wurden Münzen gekennzeichnet, die als Teil eines Geldgeschenks an die Soldaten an der Nordwestgrenze des römischen Reiches – etwa bei einem Herrschaftsantritt als Zeichen des Machtwechsels und zur Bekräftigung des guten Verhältnisses zwischen Kaiser und Heer – ausgegeben wurden. Bei der Anbringung des Gegenstempels wurde wenig Rücksicht auf die ursprüngliche Programmatik oder die Schönheit des Porträts des ehrwürdigen Augustus genommen. Hier ging es vor allem um Schnelligkeit und Pragmatismus. Die Soldaten sollten möglichst zeitnah ihr Geschenk erhalten und erfahren, von wem. Das ging mit Gegenstempeln auf bereits existierenden Münzen schneller als mit neuen Prägungen. Gegenstempel lassen sich auch auf Münzen anderer Epochen finden. Neben der hier beschriebenen Verwendung wurden sie häufig dazu eingesetzt, abgenutzten oder fremden Münzen Gültigkeit zu verleihen und so die Geldmenge stabil zu halten (Kat. 47).