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Einleitung und Überblick


Musterbeispiele

Die Medaillen des 19. Jhs. bieten einen ausgezeichneten Einblick in die wissenschaftliche Landschaft ihrer Zeit. Sie waren ein Mittel, um bedeutende Männer für ihre Leistungen zu ehren und ihnen zu gedenken. Viele der hier präsentierten Forscher gelten noch heute als Pioniere ihres Faches und haben entscheidende Leistungen vollbracht, wie der Numismatiker Julius Friedlaender (Kat. 1). Für seine Leistungen auf dem Gebiet der Numismatik wurde ihm vom Vereinstag deutscher Münzforscher eine Medaille gewidmet.

Auf den Numismatiker Hermann Dannenberg existieren sogar drei unterschiedliche Medaillentypen. Ein Exemplar (Kat. 2) ehrt den Numismatiker und seine Frau zum Anlass des 60. und 45. Geburtstag der Eheleute - ein einzigartiger privater Moment unter den hier versammelten Medaillen, die sonst keine Einblicke in das Privatleben der Geehrten gewähren. Bei der zweiten Medaille (Kat. 3) handelt es sich um eine typische Gedenkprägung eines Fachvereins für die langjährige Mitgliedschaft des Geehrten. Die dritte Medaille (Kat. 4) wurde von der in Berlin ansässigen Medaillen-Münzen Firma A. Werner & Söhne auf den Tod von Hermann Dannenberg hergestellt.


 

Kat. 1. Julius Friedlaender, Inv. VI 510/7b.

 

Julius Friedlaender (1813–1884) war ein deutscher Numismatiker. Er wirkte seit 1840 im königlichen Münzkabinett in Berlin; ab 1858 war er Direktor des Kabinetts für Antike Münzen, ab 1868 Direktor des gesamten Münzkabinetts. Neben seinen fachlichen Publikationen sind vor allen Dingen seine Verdienste um das Berliner Münzkabinett von Bedeutung. Unter seiner Leitung wurde eine Ordnung der numismatischen Bestände nach modernen wissenschaftlichen Standards eingeführt und die Sammlung entscheidend erweitert. Ab 1872 war Friedlaender Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.

Die Rückseite der Medaille verweist auf Friedlaenders numismatisches Wirken. Die auf einer mit römischen Motiven (Lupa Romana) verzierten Bank sitzende weibliche Personifikation (Numismatica oder Scientia) ist von numismatischen Attributen – einer Münzwaage und Büchern mit Abbildungen von Münzen oder Medaillen – umgeben. Die im Abschnitt dargestellten Objekte deuten auf die großen räumlichen und zeitlichen Dimensionen von Friedlaenders numismatischem Interesse.

Während des 4. Vereinstags deutscher Münzforscher 1886 in München beschloss eine Kommission der Tagung einstimmig die nächste Vereinstagsmedaille – hergestellt zum 5. Vereinstag in Dresden 1891 – dem Andenken von Julius Friedlaender zu widmen. Die Medaille konnte in Bronze zu sechs Mark, in Silber zu zwölf Mark erstanden werden.

 

Kat. 2. Hermann und Marie Dannenberg, Inv. 510/5c.

 

Hermann Dannenberg (1824-1905) war ausgebildeter Jurist und in dieser Funktion als Richter beim Berliner Gericht und als später Landgerichtsrat tätig. Aus der Leidenschaft des Sammelns von Münzen entwickelte Dannenberg - angeregt durch namhafte Numismatiker, wie z. B. Julius Friedlaender (Kat. 1) - ein reges wissenschaftliches Interesse. Besonders im Bereich der Mittelalternumismatik vermochte er mit der Auswertung von Münzfunden wichtige Impulse setzen. Dannenberg zählte zu den Gründungsmitgliedern der 1843 begründeten Numismatischen Gesellschaft zu Berlin, der er als Vorsitzender 1878-1893 vorstand. Noch zu Lebzeiten und nach seinem Tod ging ein Großteil seiner bedeutenden Münzsammlungen in den Besitz des Berliner Münzkabinetts über.

Die Medaille auf Hermann Dannenberg und seine Frau Marie Dannenberg ist die älteste der drei hier vorgestellten Dannenberg-Medaillen. Das Paar heiratete 1860 und hatte zwei Kinder. Die Medaille entstand 1884, in dem Jahr, als Hermann Dannenberg seinen 60. Geburtstag beging und Marie Dannenberg ihren 45. Geburtstag feierte.

 

Kat. 3. Hermann Dannenberg, Inv. VI 510/5bb.

 

Die zweite Medaille auf Hermann Dannenberg vereint drei feierliche Anlässe: Sie ehrt Hermann Dannenberg für seine 50-jährige Tätigkeit als Mitglied in der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin. Zugleich begeht die 1843 begründete Gesellschaft ihr 50-jähriges Jubiläum. Im gleichen Jahr schied Dannenberg aus dem Vorstand aus und wurde Ehrenvorstandsmitglied. Als Stifter der Medaille tritt die Numismatische Gesellschaft zu Berlin namentlich in Erscheinung. Als Vorbild für die Vorderseite diente die 1884 für Hermann und Marie Dannenberg gestiftete Medaille (Kat. 2) des gleichen Medailleurs. Es fand lediglich eine Korrektur des Namens und eine Tilgung der Altersangabe statt.

 

Kat. 4. Hermann Dannenberg, Inv. Inv. VI 510/5cc.

 

Die letzte Medaille ist nach dem Tod von Hermann Dannenberg entstanden und wurde von dem Berliner Bildhauer Albert Moritz Wolff (1854-1923) entworfen. Die Rückseite ist als Anspielung auf Dannenbergs Arbeit konzipiert. Sie zeigt einen Mann, in "mittelalterlicher Tracht und Umgebung", der sich mit monetären Objekten beschäftigt. Das Bild vereint somit den Aspekt der Numismatik, die Atmosphäre des Gelehrtentums und die Epoche des Mittelalters, für die Dannenberg als großer numismatischer Experte galt. Die Medaille wurde dem Gedächtnis Dannenbergs von der in Berlin ansässigen Medaillen-Münzen Firma A. Werner & Söhne gewidmet.