eMuseum

Philologen - Archäologen - Numismatiker - Althistoriker - Schulmänner


Museum und Universität

An der Schnittstelle von Archäologie, Philologie und Alter Geschichte ist die Numismatik angesiedelt, deren institutionelle Entwicklung traditionell mit herrschaftlichen Museumssammlungen verbunden war. In Wien leitete Joseph von Arneth (Kat. 16) das Wiener Münzkabinett, das im 19. Jh. zu einer international vernetzten Institution wurde. Bedeutende Archäologen, wie Alexander Conze (Kat. 17, Kat. 18) oder Heinrich von Brunn (Kat. 19) und Althistoriker wie Otto Hirschfeld (Kat. 20) prägten durch ihr Wirken als Lehrer und Forscher das Fach und die Universitäten, an denen sie arbeiteten. So begründeten zahlreiche Wissenschaftler erst die jeweiligen universitären Institutionen, wie z. B. Conze und Hirschfeld das Archäologisch-Epigraphische Seminar an der Universität Wien. Heinrich von Brunn gründete in München das "Museum von Gypsabgüssen klassischer Bildwerke" und legte den Grundstein zur Beschaffung einer eigenen archäologischen Seminarbibliothek.

Die Medaillen für jene Persönlichkeiten wurden von ehemaligen Schülern und befreundeten Kollegen, zuweilen auch aus benachbarten Disziplinen, gestiftet und in größeren Festakten überreicht - die persönlich überreichten Medaillen waren meist in edler Ausführung in Gold oder Silber.


Kat. 16. Joseph von Arneth, Inv. VI 510/1aa.

 

Joseph Calasanz von Arneths (1791-1863) beruflicher Werdegang war eng mit dem k. k. Münz- und Antikenkabinett in Wien verflochten. Nach der Anstellung 1811 wurde er 1813 Kustos, 1840 stieg er zum Direktor auf. Zu seiner wichtigsten Publikation zählt der Überblick "Synopsis numorum antiquorum qui in museo Caesareo Vindobonensi adservantur" zu den griechischen und römischen Münzen im Wiener Münzkabinett. Ab 1847 war er Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien.

Die Medaille auf Joseph von Arneth entstand anlässlich seines 40-jährigen Dienstjubiläums im k. k. Münz- und Antikenkabinett, wie die Vorderseitenlegende "Josef Calasanz von Arneth, Direktor des Kaiserlich-Königlichen Museums in Wien, vollendet das achte Jahrfünft seines Amtes am 26. März 1851" präzise festhält. Die Kustoden treten in der Rückseitenlegende als Stifter der Medaille auf. Das Rückseitenbild zeigt das Eingangsportal des Museums in der Hofburg im ehemaligen Augustinergang. Der Eingang war von zwei ägyptischen Skulpturen flankiert, die in der Ägyptischen Sammlung keinen Platz hatten. Die Titelvignette von Arneths Beschreibung des k. k. Münz- und Antikenkabinetts zeigt genau diese Eingangssituation wie das Rückseitenbild der Medaille. Abweichend davon kennzeichnet auf der Medaille ein Schriftzug oberhalb des Eingangs das Museum, während tatsächlich an dem Platz eine Inschrift in Bronzebuchstaben Kaiser Franz I. (1768-1835) als Schöpfer und Vermehrer des Museums nannte.

 

Kat. 17. Alexander Conze, Inv. VI 510/5b*.

 

Alexander Conze (1831-1914) war ein einflussreicher deutscher Archäologe und Wissenschaftsmanager. Conze lehrte 1863-1869 als außerordentlicher Professor in Halle und 1869-1877 als Ordinarius in Wien. An beiden Orten engagierte er sich intensiv in der Begründung bzw. der Pflege und dem Ausbau von archäologischen Lehr- und Gipsabgusssammlungen. Zusammen mit Otto Hirschfeld (Kat. 20) richtete er an der Universität Wien das Archäologisch-Epigraphische Seminar ein. Im Anschluss an seine Stationen als Hochschullehrer wirkte er 1877-1887 in Berlin als Direktor der Antikensammlung sowie 1887-1905 als Generalsekretär des Deutschen Archäologischen Instituts. Unter seiner Leitung wurde der Pergamonaltar für die Berliner Antikensammlung erworben. Neben der Grabung in Pergamon initiierte Conze auch die Ausgrabungen auf Samothrake. Als einer der ersten Archäologen hat Conze den großen Wert der Photographie für die Archäologie erkannt.

Die Plakette auf Alexander Conze entstand 1905 zu dessen Ausscheiden aus der Position als Generalsekretär des Deutschen Archäologischen Instituts und wurde vom bekannten Bildhauer und Medailleur Adolf Brütt gefertigt. Sie stellt eine Verkleinerung eines Bronzereliefs zu Ehren von Conze dar, welches ebenfalls Brütt geschaffen hatte. Die Plakette wurde 1907 direkt vom Medailleur für die Tübinger Sammlung erworben.

Kat. 18. Alexander Conze, Inv. VI 510/5b.

 

Die Medaille entstand als Alexander Conze die Universität Wien 1877 in Richtung Berlin verließ. Initiator des Abschiedsgeschenks aus Wien, bei dem sich auch Studenten der Archäologie und Philologie beteiligten, war der deutsche Klassische Archäologe Wilhelm Gurlitt (1844-1905). Um die Prägung bei dem bekannten Wiener Medailleur Josef Tautenhayn (1837-1911) zu ermöglichen, spendeten zahlreiche Freunde und Verehrer Conzes Geld. Der Geehrte erhielt bei der Übergabe am 27. Juli 1877 im privaten Rahmen ein silbernes Exemplar der Medaille. Zusätzlich wurden Medaillen in Bronze hergestellt und an verschiedene Personen und Institutionen abgegeben. Die lateinische Umschrift "Der Erinnerung und Freundschaft wegen" auf der Rückseite verdeutlicht die Intention der Medaille. Die Wahl der Athena als Rückseitenmotiv könnte mit Conzes Studien zur Rekonstruktion der Athena Parthenos in Zusammenhang stehen. Das vorliegende Exemplar wurde der Tübinger Sammlung von Alexander Conze persönlich geschenkt.

 

Kat. 19. Heinrich von Brunn, Inv. VI 510/5a.

 

Heinrich von Brunn (1822-1894) war ein deutscher Bibliothekar und Archäologe. Nach mehrjähriger Tätigkeit am Deutschen Archäologischen Institut in Rom, zunächst 1843-1853 als Hilfskraft und 1856-1865 als Sekretär - unterbrochen von einer Anstellung 1853­–1856 als Mitarbeiter an der Bonner Universitätsbibliothek -, nahm er 1865 einen Ruf als Professor für Klassische Archäologie und Leiter des königlichen Münzkabinetts und der Vasensammlung nach München an. In seiner Forschung widmete er sich überwiegend der griechischen Kunstgeschichte mit Schwerpunkt in der griechischen Skulptur. In München gründete er das "Museum von Gypsabgüssen klassischer Bildwerke" und legte den Grundstein zur Beschaffung einer eigenen archäologischen Seminarbibliothek. Ab 1865 war er Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, im Herbst 1882 wurde ihm der persönliche Adel verliehen.

Die Medaille entstand zu Ehren von Brunns 50-jährigem Doktorjubiläum am 20. März 1893. Bei einem Festakt in München wurde dem Geehrten eine goldene Gedenkmedaille überreicht. Das Porträt von Brunn auf der Medaille ähnelt einer ebenfalls anlässlich des 50-jährigen Doktorjubiläums im Bibliotheksaal des Instituts in Rom aufgestellten Büste, die der Münchener Bildhauer Wilhelm von Rümann (1850-1906) aus einem pentelischen Marmorblock, einem Geschenk der griechischen Regierung, gemeißelt hatte.

 

Kat. 20. Otto Hirschfeld, Inv. VI 511/11a.

 

Otto Hirschfeld (1843-1922) war ein deutscher Althistoriker und Epigraphiker. Er lehrte 1869-1872 als Privatdozent für Alte Geschichte in Göttingen, als ordentlicher Professor 1872-1876 in Prag, 1876-1885 in Wien und 1885–1917 als Nachfolger von Theodor Mommsen in Berlin. In Wien übernahm er die neu eingerichtete Professur für Alte Geschichte, Altertumskunde und Epigraphik und richtete gemeinsam mit Alexander Conze (Kat. 17, Kat. 18) das Archäologisch-Epigraphische Seminar ein. In seinen Arbeiten widmete sich Hirschfeld intensiv der lateinischen Epigraphik und gab mehrere Bände des "Corpus Inscriptionum Latinarum" zu den Inschriften der römischen Nordwestprovinzen heraus. Auf seine Initiative hin setze die systematische Erforschung von Carnuntum ein.

Die Medaille entstand 1885 zum Anlass von Hirschfelds Abschieds aus Wien und dem Wechsel nach Berlin. Der Entstehungskontext ist damit gut vergleichbar mit der Medaille auf seinen Wiener Kollegen Alexander Conze (Kat. 17). Die lateinische Legende auf der Vorderseite nennt die Jahre von Hirschfelds bisherigen Stationen als Universitätsprofessor in Prag und Wien, die Rückseitenlegende erklärt, dass "Schüler und Freunde" die Medaille "aus Dankbarkeit bzw. Ergebenheit" stifteten. Das Rückseitenbild zeigt die Personifikation der Erinnerung, die von der Personifikation der Treue beraten wird. Das Thema wurde von Robert von Schneider (1854-1909), dem späteren Direktor der Antikensammlung des 1891 eröffneten Kunsthistorischen Hofmuseums in Wien, erdacht, mit dem Hirschfeld im September und Oktober 1884 eine gemeinsame Forschungseise durch Dalmatien unternommen hatte.