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Kommerzielle Medaillen

Die Tübinger Sammlung verfügt auch über zwei Exemplare von Medaillen, die  archetypisch für die kommerzielle Produktion von Medaillen in der ersten Hälfte des 19. Jhs. stehen. Ennio Quirino Visconti (Kat. 21) und Johann Joachim Winckelmann (Kat. 22) waren bedeutende Altertumswissenschaftler des ausgehenden 18. Jhs. , die in Serien auf berühmte Männer verwigt wurden.


Kat. 21. Ennio Quirino Visconti, Inv. VI 513/28a.

 

Ennio Quirino Visconti (1751-1818) war einer der bedeutendsten Archäologen des 18. und frühen 19. Jhs. Ab 1783 war er Kustos der vatikanischen Bibliothek und ab 1785 Direktor der Kapitolinischen Museen. Nach dem Niedergang der römischen Republik (1798-1799) emigrierte er nach Paris, wo er die Kustodie über die Antiken im Louvre übernahm. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen die weit rezipierten Bestandskataloge der römischen Skulpturen und Antiken im Museo Pio Clementino sowie sein einflussreiches Werk "Iconographie ancienne, ou Recueil des portraits authentiques des empereurs, rois et hommes illustres de l'antiquité". Visconti war Mitglied im Institut de France, sowie der Akademien der Wissenschaften in Berlin, Göttingen und München.

Die Medaille entstammt der französischen Serie "Galerie métallique des grands hommes français", die in der ersten Hälfte des 19. Jh. unter der Schirmherrschaft französischer Beamter und der Académie des Beaux-Arts eingerichtet wurde. Ziel des Projekts war es, nach den Wirren der vorangegangenen Jahre französische Medailleure und die neue Medaillenkunst zu fördern. Die Tatsache, dass Visconti - der erst im mittleren Mannesalter nach Paris emigrierte - in dieser Serie auftaucht, zeigt die große Wertschätzung des berühmten Gelehrten in Frankreich. Die Serie umfasst 118 Sujets und wurde zwischen 1816 und 1831 verlegt. Stil und Erscheinungsbild der Medaillen ähneln den Exemplaren der "Series numismatica universalis virorum illustrium" (Kat. 22), die 1818-1846 im Medaillenverlag des französischen Medailleurs Amédée Durand (1789-1873) herausgegebenen wurden. Im Unterschied dazu wurden Umschriften bei der "Galerie metallique" in französischer Sprache gehalten. Die meisten Medailleure arbeiten an beiden Serien mit; so auch der Medailleur des vorliegenden Exemplars.

 

Kat. 22. Johann Joachim Winckelmann, Inv. VI 513/28b.

 

Johann Joachim Winckelmann (1717-1768) gilt als einer der bedeutendsten Klassischen Archäologen. Nach beruflichen Stationen in Deutschland als (Haus-)Lehrer und Bibliothekar, folgten Anstellungen in Rom an der "Biblioteca Vaticana" und als "Commissario delle Antichità" für den Kirchenstaat. Sein Hauptwerk "Geschichte der Kunst des Altert[h]ums" begründete die chronologische Ordnung nach Stil und die Zuwendung zur griechischen Antike. Aufgrund seiner wichtigen Rolle für die Klassische Archäologie zelebrieren noch heute viele archäologische Institutionen sein Lebenswerk mit Ehrungen, Vorträgen und Publikationen, die seinen Namen tragen. Durch sein fachliches Wirken wird Winckelmann zudem eine zentrale Rolle in der Entwicklung des deutschen Klassizismus zugeschrieben.

Die Medaille gehört zur französischen "Series numismatica universalis virorum illustrium", welche im Medaillenverlag des französischen Medailleurs Amédée Durand (1789-1873) herausgegebenen wurde. Der Fokus der Serie, die teilweise auch in München geprägt wurde, liegt in der Verewigung von berühmten Personen. Sowohl die Rückseitengestaltung als auch die Größe der Medaillen dieser Serie ist standardisiert. Im Unterschied zur "Galerie métallique des grands hommes français" (Kat. 21) sind die Rückseitenaufschriften in lateinischer Sprache gehalten. Die Widmungsinschrift "Geboren 1718 in Stendal in der Altmark Brandenburgs, gestorben 1768. Numismatische Universalserie berühmter Männer 1819" irrt sich bei der Nennung von Winckelmanns Geburtsjahr um ein Jahr.