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Philologen - Archäologen - Numismatiker - Althistoriker - Schulmänner


Die Anfänge

Das 19. Jh. ist jene entscheidende Epoche, in der sich die traditionelle Altertumswissenschaft zunächst in Sach- und Wortphilologen mit ihren unterschiedlichen methodischen Zugängen über Texte bzw. Realien ausdifferenzierte und um die Mitte des Jahrhunderts die Klassische Archäologie und später die Alte Geschichte aus der Philologie als eigene Disziplinen emanzipierten. Bedeutende Forscher wie Karl August Böttiger (Kat. 11, Kat. 12, Kat. 13) und Barthold Georg Niebuhr (Kat. 14, Kat. 15) zählen zu dieser frühen Epoche.


Kat. 11. Karl August Böttiger, Inv. VI 510/4.

 

Karl August Böttiger (1760-1835) war ein bedeutender Philologe, Archäologe und Pädagoge. Nach Stationen im Schuldienst leitete er 1814-1834 als Oberinspektor die Antikensammlung in Dresden. Als Lehrer führte er später namhafte Wissenschaftler wie Emil Braun (1809-1856), oder Karl Otfried Müller (Kat. 24, Kat. 25) an das Fach heran. Seine Publikationen wurden europaweit rezipiert, als zentrale Arbeiten gelten die Werke "Griechische Vasengemälde", "Kunst-Mythologie" oder "Archäologie der Kunst". Nicht zuletzt auch durch seinen internationalen Ruf galt Karl August Böttiger nach dem Tod von Ennio Quirino Visconti (Kat. 21) als einer der führenden Archäologen seiner Zeit.

Die Medaille entstand anlässlich des 70. Geburtstages von Karl August Böttiger auf Bestreben seiner Freunde. Heinrich Hase (1789-1842), Böttigers Mitarbeiter im Antikenmuseum, entwarf das Rückseitenbild, einer seiner Schüler, der Philologe Julius Sillig (1801-1855), die Umschrift. Die Rückseite spielt auf Böttigers Wirken an. Umringt von Antiken stellt sich Böttiger, gleich dem mythischen Ödipus, den Rätseln um jene Epoche. Das Relief auf dem Podest, auf dem die Sphinx sitzt, ist ein Hinweis auf eine Arbeit Böttigers zur Entstehung der Flöte in der Antike. Die lateinische Umschrift "Geistreich darin, Altes mit Neuem zu kombinieren" bezieht sich auf die weitreichende schriftstellerische Tätigkeit des Jubilars. Die altgriechische Widmung "Viel Glück!" im Abschnitt drückt den Wunsch der Freunde Böttigers für den aktiven Senior aus. Die Medaille war in Silber für drei Taler und in Bronze für einen Taler zu erwerben.

 

Kat. 12. Karl August Böttiger, Inv. VI 510/2.

 

Kat. 13. Karl August Böttiger, Inv. VI 510/3.

 

Die beiden Medaillen sind nach dem Tod von Karl August Böttiger entstanden. Als Vorbild für das Porträt dürfte die 1833 von dem Bildhauer Ernst Rietschel (1804-1861) gefertigte Büste (Staatliche Kunstsammlung Dresden Inv. ASN 1155) gedient gehabt. Die Rückseite ist als Ehrung für Böttigers Leistungen konzipiert. Die lateinische Umschrift "Sich über Schüler und die Quellen der antiken Kunst freuend" reflektiert sein aktives Wirken als Lehrer und Archäologe. Die Eule als heiliges Tier der Athena ist als Zeichen der Weisheit und die Schriftrolle als Hinweis auf Böttigers rege Publikationstätigkeit zu verstehen.

 

Kat. 14. Barthold Georg Niebuhr, Inv. VI 512/21.

 

Kat. 15. Barthold Georg Niebuhr, Inv. VI 512/22.

 

Barthold Georg Niebuhr (1776-1831) war ein einflussreicher deutscher Althistoriker, Philologe und Politiker. Er arbeitete zunächst im dänischen Staatsdient als Bankdirektor, danach im Preußischen Staatsdienst in der Finanzverwaltung. Als Dozent lehrte seit 1810 er an der neugegründeten Universität in Berlin und ab 1825 in Bonn. Sein althistorisches Hauptwerk ist die "Römische Geschichte", in der er die frühe römische Überlieferung quellenkritisch aufarbeitete. Daneben ist seine Entdeckung der "Institutiones des Gaius" für die Forschung zur römischen Rechtsgeschichte und dem Staatsrecht von großer Bedeutung. Als Mitbegründer der philologisch-kritischen Geschichtswissenschaft setzte er mit seinen Arbeiten entscheidende Impulse für die Altertumsforschung.

Die Medaille auf  Barthold Georg Niebuhr (Kat. 14, Kat. 15) wurde zur fünften Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner 1842 in Ulm vorgelegt, um hervorragende Verdienste um die Philologie zu ehren. Der lateinische Widmungstext auf der Rückseite hebt auf die hohe Stellung von Barthold Georg Niebuhr in der Fachwelt ab. Zudem betont die Inschrift Niebuhrs Wirken als hervorragender Mittler zwischen der Philologie und der Geschichte. Nach Ausweis des Rechnungsbuches des Medailleurs wurden 200 Stück der Medaille in Bronze für 150 Taler an den Düsseldorfer Kunsthändler und Verleger Julius Buddeus (1812-1873) geliefert, der diese vertrieb. Später wurden auch einzelne Exemplare in Silber und in Bronze vergoldet verkauft. Tübingen besitzt gleich zwei Exemplare in der Bronzeausführung.