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Dynastien


Stadtgründer

 

Kat. 54. Denar des Octavian (29-27 v. Chr.).

 

Auf dieser Münze (Kat. 54) aus augusteischer Zeit ist auf der Vorderseite Apoll, die persönliche Schutzgottheit von Augustus (der zu diesem Zeitpunkt noch Octavian hieß) zu sehen. Auf der Rückseite ist scheinbar eine landwirtschaftliche Arbeit dargestellt: Ein Mann pflügt das Feld mit den vor dem Pflug gespannten Ochsen. Allerdings trägt der Mann bei seiner Tätigkeit eine Toga, deren Faltenwurf über der Schulter und an den Beinen gut zu erkennen ist. Sein Kopf ist mit einem Teil des Togastoffes verhüllt. Man nennt dies in der Forschung capite velato, ein Indiz dafür, dass es sich nicht um ein profanes Pflügen des Feldes handelt, sondern um eine sakrale Handlung, in diesem Fall die Gründung einer Stadt. Ein Priester, wahrscheinlich Octavian selbst, zieht mit dem Pflug den sog. sulcus primigenius, die erste Furche, und definiert mit dieser Furche den späteren Verlauf der Stadtmauer und die Größe der Stadt. Gezogen wird der Pflug auch nicht von einem Paar Ochsen, sondern von einem weißen Bullen und einer weißen Kuh.

Auch durch Stadtgründungen konnten Kaiser ihre Fürsorge um die Entwicklung und das Wohlergehen des Staates zeigen. Oftmals waren es auch bestimmte Ereignisse, wie der Sieg in einem Krieg, die Anlass für die (Neu-)Gründung einer Stadt boten. Bei unserem Münzbild handelt es sich wahrscheinlich um die Gründung der Stadt Nicopolis ("Siegesstadt"), die Octavian nach der Schlacht von Actium in der Nähe als bleibendes Denkmal seines Sieges gründete. Das Münzbild bediente also gleich mehrere Bereiche kaiserlicher Repräsentation: Durch die sakrale Handlung wurde seine pietas gezeigt, durch das Gründen einer Stadt seine Sorge um sein Volk und, wie in unserem Fall, die Erinnerung an seine militärische Sieghaftigkeit.